Ein Jahr SAPV im Rhein-Kreis Neuss

Wie ein multiprofessionelles Team Menschen hilft, zu Hause Abschied zu nehmen – würdevoll, medizinisch begleitet und rund um die Uhr erreichbar.

(25.06.2025) Seit Juli 2024 begleitet die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) der St. Augustinus Gruppe schwer erkrankte Menschen im Rhein-Kreis Neuss, die zu Hause sterben möchten. Über 300 Patientinnen und Patienten wurden im ersten Jahr versorgt – die jüngste war 26, die älteste 95 Jahre alt.

Eine von ihnen starb nur wenige Stunden, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde – zurück in ihr Zuhause, wo sie Abschied nehmen wollte. „Die ganze Nacht sprach sie mit ihrem Mann und ihrer Familie über ihr Leben“, erzählt Tanja Schneider, Pflegedienstleiterin der SAPV. „Ich war froh, dass wir ihr das ermöglichen konnten – aber als ich ins Auto stieg, musste ich erst mal weinen.“

Solche Begegnungen, sagt sie, seien der Kern ihrer Arbeit. „Sie zeigen uns, warum wir tun, was wir tun.“

Die SAPV ist die erste Einrichtung ihrer Art im gesamten Kreisgebiet – mit Ausnahme von Dormagen. Das multiprofessionelle Team aus Ärztinnen, Pflegefachkräften und einer Sozialarbeiterin lindert Symptome, nimmt Ängste – und füllt eine Versorgungslücke, gerade wenn keine hausärztliche Betreuung mehr möglich ist.

Was Nähe wirklich bedeutet – die SAPV im Radio
Was macht palliative Begleitung zu Hause so besonders? Wie erleben Angehörige diese Zeit? Und warum ist „Zeit haben“ ein zentraler Wert?
Hören Sie hier den Radiobeitrag mit Tanja Schneider und Dr. Isabel Rasch bei NE-WS 89.4: Beitrag anhören 
(Copyright NE-WS 89,4 / Himmel und Erde / Maria Weigand)

Der Aufbau war intensiv, die Nachfrage wächst. Gesucht werden Kolleginnen und Kollegen mit palliativer Erfahrung, Einfühlungsvermögen und Belastbarkeit. Für die nächsten Monate plant das Team den Ausbau: neue Räume, bessere digitale Infrastruktur, psychoonkologische Begleitung und ein Nachtwachen-Netzwerk mit Unterstützung aus dem Ehrenamt.

„Es gibt noch viele Menschen, die unsere Hilfe brauchen“, sagt Dr. Rasch. Und Tanja Schneider ergänzt: „Es ist gut, dass uns solche Situationen noch berühren. Dann wissen wir: Unsere Arbeit zählt.“